Festnahme von RAF-Terroristin Daniela Klette: Nachbar erzählt private Details

Mit diesen mehr als 30 Jahre alten Bildern ist nach der ehemaligen RAF-Terroristin gesucht worden.

Der Berliner Polizei ist ein echter Coup gelungen: Die Beamt:innen konnten die frühere RAF-Terroristin Daniela Klette aufspüren und am Montagabend im Berliner Stadtteil Kreuzberg verhaften. Sie sitzt aktuell in Untersuchungshaft.

Mehr als 30 Jahre lang war nach der heute 65-Jährigen gesucht worden. Klette soll gemeinsam mit den Ex-RAF-Mitgliedern Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg zwischen 1999 und 2016 Sprengstoff-Anschläge verübt und mehrere Geldtransporter überfallen haben. Sogar ein Mordversuch wird ihnen zulasten gelegt.

Wie Ermittler:innen auf einer Pressekonferenz am Dienstag berichten, ist im Zusammenhang mit der Ergreifung der mutmaßlichen RAF-Terroristin Daniela Klette auch ein Mann festgenommen worden. Der Verdächtige befinde sich in der Altersgruppe der beiden zusammen mit Klette seit Jahren gesuchten mutmaßlichen RAF-Terroristen, sagte der Präsident des niedersächsischen Landeskriminalamts, Friedo de Vries, am Dienstag in Hannover. Die Identifizierung sei aber noch nicht abgeschlossen, diese könne noch mehrere Stunden dauern.

Inzwischen haben Ermittler nähere Details zu der spektakulären Festnahme von Daniela Klette bekannt gegeben.

Das Symbol der "Roten Armee Fraktion" auf einem Schreiben.

So lief die Festnahme von RAF-Terroristin Daniela Klette ab

Die Verhaftung erfolgte am Montagabend durch Zielfahnder aus Niedersachsen in einem Mehrfamilienhaus in Berlin-Kreuzberg. Die Berliner Polizei unterstützte den Einsatz.

Laut "t-online"-Informationen soll der Zugriff am Montagabend zwischen 21 und 22 Uhr in der Sebastianstraße 73 stattgefunden haben. Polizei und Staatsanwaltschaft gaben bekannt, dass der entscheidende Hinweis zur Festnahme bereits im November 2023 aus der Bevölkerung gekommen sei. Weil Vertraulichkeit vereinbart worden war, machten die Ermittler:innen keine näheren Angaben dazu.

Mitte Februar war in der ZDF-Show "Aktenzeichen XY… ungelöst" öffentlich nach den drei RAF-Terrorist:innen gefahndet worden. Nach Angaben der verantwortlichen Redaktion sind im Anschluss rund 250 Hinweise eingegangen. Diese werden Ermittler:innen zufolge derzeit weiter ausgewertet.

In Klettes Wohnung sei auch Munition gefunden worden. Die Ermittler:innen sprachen am Dienstag von zwei Magazinen und Munition. Eine Waffe sei bisher aber nicht gefunden worden. Klette ist durch Fingerabdrücke identifiziert worden. Laut "Spiegel" soll sie einen italienischen Pass benutzt haben, um unentdeckt zu bleiben.

RAF-Terroristin Daniela Klette lebte unentdeckt in Berlin

Ein Nachbar erzählte "Focus online", dass Klette unter dem Vornamen Claudia in Kreuzberg gelebt habe. Auch den Nachnamen Klette habe sie nicht benutzt. Um Geld zu verdienen, habe sie privaten Nachhilfeunterricht in Mathematik angeboten. Der Nachbar habe sich öfter mit ihr unterhalten, zu Weihnachten sogar Kekse von ihr geschenkt bekommen.

Eine Hypothese der Ermittler:innen ist, dass Klette ein Netzwerk von Unterstützer:innen hatte, das es ihr erlaubte, so lange unterzutauchen. Ob das tatsächlich stimme, werde nun geprüft, hieß es bei der PK am Dienstag.

Was bedeutet die Festnahme für die Ermittlungen gegen die RAF?

Laut dem RAF-Experten Butz Peters besteht nun die Chance, die Taten der dritten RAF-Generation aufzuklären. "Das war ein langer Weg, nach Klette wurde über 30 Jahre lange gesucht", sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). "Jetzt besteht die Chance, Licht ins Dunkel der Taten der dritten RAF-Generation zu bringen."

Die sogenannten "RAF-Rentner" sind mit Fahndungsplakaten gesucht worden.

Peters erklärte, dass Klette nun gegen ihre Mitstreiter:innen aussagen könnte. "Die Ermittler werden Klette jetzt die Kronzeugenregelung schmackhaft machen. Dann muss sie sich entscheiden." Zwar sei die einstige RAF-Terroristin Birgit Hogefeld auf dieses Angebot nach ihrer Festnahme nicht eingegangen, bei Klette müsse man jetzt abwarten. Die ehemalige RAF-Terroristin wird jetzt zur Staatsanwaltschaft Verden gebracht.

Der RAF-Experte sagte über die dritte Generation der Gruppe weiter: "Dieses letzte Aufgebot der RAF ermordete zwischen 1984 und 1993 zehn Menschen – erst eine einzige Tat ist bislang aufgeklärt. Unbekannt ist bis heute, wer alles mit von der Partie gewesen ist. Die Ermittler wissen nicht einmal, wo die Mörder der dritten Generation über anderthalb Jahrzehnte lebten."

Daniela Klette: Was wird der RAF-Terroristin zur Last gelegt?

Die Taten, die dem Trio zu Last gelegt werden, sind erst nach der offiziellen Auflösung der "Roten Armee Fraktion" im Jahr 1998 verübt worden. Es geht unter anderem um versuchten Mord und mehrere Raubtaten. Die Ermittler:innen gehen davon aus, dass die Ex-Mitglieder der linksextremistischen Terror-Gruppe so ihren Lebensunterhalt im Untergrund finanziert haben.

Fast alle Überfälle und Mordversuche haben sich in Niedersachsen oder NRW abgespielt. Es wird davon ausgegangen, dass die anderen Gesuchten falsche Identitäten angenommen haben und im Ausland leben. Seit mehr als 30 Jahren werden sie bereits gesucht, 2020 waren die in den Medien "RAF-Rentner" genannten Flüchtigen auf die "Europe’s Most Wanted-Liste" gesetzt worden.

Der damalige Deutsche-Bank-Chef kam 1989 bei einem Attentat der RAF in Bad Homburg ums Leben.

Staub, Klette und Garweg werden der sogenannten dritten RAF-Generation zugeordnet. Vertreter:innen der Generation sollen den damaligen Chef der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen, und den Treuhand-Chef, Detlev Karsten Rohwedder, umgebracht haben.

Zuletzt hatte es vor zehn Tagen einen Fehlalarm im Zusammenhang mit der RAF gegeben, als in einem Regionalzug in Wuppertal ein Mann fälschlich für das ehemalige RAF-Mitglied Ernst-Volker Staub gehalten wurde.

(mit Material von dpa und AFP)