Neues Gesetz in England: Mann muss wegen Dickpic für 15 Monate ins Gefängnis

Dickpics werden oft gegen den Willen der Betroffenen verschickt.

Den Begriff "Dickpic" kennen wohl die meisten Frauen – allein deshalb, weil viele schon einmal ein solches Foto zugeschickt bekommen haben. Und das oftmals ungewollt. Gemeint ist das Bild eines erigierten Penis, das oft ohne den Willen oder das Einverständnis der Empfänger:in versendet wird.

Obwohl unerwünschte Dickpics für viele ganz klar als Form der sexuellen Belästigung gelten, wird das sogenannte "Cyberflashing" vor dem Gesetz häufig noch nicht als solche geahndet.

England hat das nun geändert: Aufgrund eines neu eingeführten Gesetzes wurde ein Mann jetzt erstmals zu einer Haftstrafe verurteilt, wie "WDR Cosmo" berichtet.

England: 15 Monate Haft für Versenden eines Dickpics

Ein 39-Jähriger aus Essex hatte gestanden, im Februar einer Minderjährigen sowie einer erwachsenen Frau via WhatsApp ungefragt ein Foto seines Penis geschickt zu haben. Eine der beiden Frauen hatte direkt nach der Tat Anzeige erstattet.

Für die Tat verurteilte ein Gericht ihn nun zu 15 Monaten Haft. Laut dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (RND) war der Verurteilte bereits zuvor als Sexualstraftäter auffällig geworden.

Dass ein Gericht so hart gegen die digitale sexuelle Belästigung vorgeht, ist ein Novum. Hintergrund ist ein erst kürzlich verabschiedetes Gesetz in England, nach dem sexuelle Belästigung im digitalen Raum genauso bestraft wird wie im analogen Raum.

Denn mit dieser sind Frauen ständig konfrontiert: Laut einer YouGov-Befragung, die "WDR Cosmo" zitiert, haben 40 Prozent aller befragten Frauen in England bereits ein Dickpic gegen ihren Willen erhalten.

Dickpics gelten als Form der sexuellen Belästigung.

Cyberflashing in Deutschland: Bisher keine klare Gesetzeslage

Auch in Deutschland sind Dickpics bekannt. Wie das "RND" berichtet, gibt es hierzulande aber bislang kein Gesetz, das diese Bilder explizit verbietet. Aktuell fallen solche Nacktfotos noch unter den Straftatbestand "Verbreitung pornografischer Schriften" (Strafgesetzbuch, Paragraf 184).

Betroffene können sie daher trotzdem zur Anzeige bringen. In der Vergangenheit hatten solche Anzeigen bereits Erfolg: Nachdem ein 20-Jähriger aus Bayern 2020 einem 14-jährigen Mädchen mehrfach ein Foto seines Penis geschickt hatte, verurteilte ihn ein Gericht zu einer Geldstrafe von 900 Euro.

Auch ein 53-Jähriger aus Rostock musste eine Geldstrafe zahlen, nachdem er 2019 über Facebook ein Penisbild an eine Menschenrechts­aktivistin geschickt hatte. Da er die Nachricht unter seinem vollen Namen versendet hatte, konnte er schnell ermittelt werden.

Die EU will digitale Belästigung stärker ahnden.

EU plant Gesetz gegen digitale Belästigung und Dickpics

Auf EU-Ebene sollen Dickpics schon bald strafbar sein. Anfang Februar hatten sich die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union darauf geeinigt, Gewalt gegen Frauen stärker bekämpfen zu wollen. Unter das neue Gesetz fällt etwa die Bestrafung von Vergehen wie Online-Belästigung, Stalking und Rachepornos – und eben Dickpics.