Bald Schlangen-Schnitzel statt Steak? Forscher haben ungewöhnliche Idee

Wer hierzulande Schlangen sieht, denkt eher nicht an die nächste Mahlzeit.

"Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen" – so lautet ein oft verwendetes Sprichwort. Forschende der Macquarie University in Sydney rund um das Team des Wissenschaftlers Daniel Natusch aber heben die Bedeutung dessen noch einmal auf ein gänzlich neues Level, das zumindest hierzulande auf Abneigung stoßen dürfte.

Hintergrund dafür ist unser schier unstillbarer Hunger auf Fleisch – genauer gesagt auf Huhn, Rind, Lamm und Schwein. Davon essen wir statistisch gesehen deutlich zu viel, die Folge: Eine sich seit Jahrzehnten intensivierende Massentierhaltung, die gravierende Folgen auf Klima, Umwelt und selbst unsere Gesundheit hat.

Schlangen als neue Nutztiere? Forschende haben ungewöhnliche Idee

Damit wir die Erderhitzung begrenzen können, müssen wir unseren Fleischkonsum deutlich reduzieren, darüber herrscht unter Expert:innen längst Konsens. Als klimafreundlichere Alternative zu herkömmlichen Fleischlieferanten gelten etwa Insekten. Nun bringt Forscher Daniel Natusch ein weiteres Tier ins Spiel: Schlangen, genauer gesagt Pythons. Diese hätten nämlich eine hohe Wachstumsrate, würden aber weniger Futter benötigen als andere Nutztiere.

Massentierhaltung birgt gravierende Folgen für Klima und Umwelt.

"In Bezug auf einige der wichtigsten Nachhaltigkeitskriterien schneiden Pythons besser ab als alle bisher untersuchten landwirtschaftlichen Arten", sagte Natusch, Vorsitzender der Snake Specialist Group der Weltnaturschutzunion (IUCN), wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtete. Dazu kommt: Pythons seien eine effizientere Proteinquelle als etwa Geflügel, Schwein, Rind und Lachs.

Tatsächlich, so schreiben die Wissenschaftler:innen, sei das Reptilienfleisch Hühnerfleisch geschmacklich nicht unähnlich. Es enthalte außerdem viel Eiweiß und wenig gesättigte Fettsäuren. In Massenhaltung seien kaltblütige Tiere wie Fische und Insekten wesentlich energieeffizienter als warmblütige Tiere wie Rinder oder Geflügel. Während Schlangenfleisch in einigen asiatischen Ländern bereits traditionell gegessen wird, wäre der Verzehr in westlichen Ländern ein Novum.

Darum eignen sich Schlangen für die Massentierhaltung

Zu dem Schluss, dass sich Pythons zum Verzehr eignen, kamen die Expert:innen durch Untersuchungen, aus denen hervorging, dass die Tiere schnell an Gewicht zulegen würden – täglich bis zu 46 Gramm. Dabei war der Zuwachs bei Weibchen höher als bei Männchen.

Die dafür geeignenten Pythons, Netzpythons und Dunkle Tigerpythons, könnten beide bis zu 100 Kilogramm schwer werden, heißt es in der Studie, die im Fachjournal "Scientific Reports" erschienen ist.

Weibchen werden binnen drei Jahren geschlechtsreif und könnten dann für 20 Jahre oder länger bis zu 100 Eier jährlich legen. "Sie sind daher gut für die kommerzielle Produktion geeignet", meinen die Forschenden.

80 Prozent der Schlange eignen sich zum Verzehr.

Gefüttert wurden die Pythons mit proteinreichem Futter, wie wild gefangenen Nagetieren und Fischmehl. Nach einem Jahr wurden die Schlangen getötet. Zum Vergleich: Ein Schwein wird dem Bundesinformationszentrum Landwirtschaft zufolge nach fünf bis sechs Monaten geschlachtet, ein Masthuhn nach vier bis sechs Wochen.

Was die Schlangen ebenfalls zum geeigneten Nutztier macht: Es können etwa 80 Prozent des Schlangenkörpers auch tatsächlich verwertet werden, das sei effizienter als bei anderen Nutztieren, heißt es.

Das spricht gegen Pythons als neue Nutztiere

Gibt es im Restaurant und Supermarkt also bald auch Schlangenschnitzel? Nein. "Die kommerzielle Produktion von Pythons steckt noch in den Kinderschuhen und die Betriebe erhalten nur minimale wissenschaftliche Unterstützung oder Optimierung durch offizielle Kanäle für die landwirtschaftliche Entwicklung", lautet das Fazit der Gruppe um Natusch, wie die "SZ" weiter berichtet.

In den Everglades in Florida haben sich Pythons ausgebreitet.

Doch auch, wenn sich die Schlange so betrachtet gut als Nutztier eignet, gibt es Gründe, die dagegen sprechen: So thematisiere die Studie etwa kaum die Bedrohung der Wildpopulationen. Der Dunkle Tigerpython zum Beispiel stehe als gefährdet auf der Roten Liste der IUCN.

Ein weiteres potenzielles Problem könne darin bestehen, dass Schlangen aus Farmen entkommen könnten und sich in ihnen nicht heimischen Regionen ausbreiten. Das könnte das Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringen – mit noch ungewissen Folgen.

Dazu kommt zudem das Problem der artgerechten Haltung der Tiere, die zumindest in Thailand und Vietnam, wo die Wissenschaftler:innen ihre Untersuchungen durchführten, nicht ausreichend eingehalten wurde.

Ob es also tatsächlich bald Schlangenschnitzel geben sollte, bleibt abzuwarten.