Politik auf Tiktok: Kanzler Scholz setzt auf Kooperation mit "Let's-Dance"-Star

Olaf Scholz (SPD) setzt auf Tiktok jetzt auch auf Promi-Begleitung.

Die Plattform Tiktok ist für die politische Kommunikation wichtig – gerade, wenn man junge Menschen erreichen will. Immer wieder wird etwa darüber berichtet, wie erfolgreich die Rechtsaußen-AfD dort performt. Und dabei junge Menschen an sich bindet. Erhebungen legen nahe: Die AfD performt etwa dreimal besser, als alle anderen Parteien gemeinsam.

Zu dem Schluss kam zumindest eine Analyse, die der Politikberater Johannes Hillje für das ZDF durchführte. Diese Performance bleibt nicht ohne Folgen. Eine neue Jugendstudie stellt fest: Die AfD ist die mit Abstand beliebteste Partei bei den 14- bis 29-Jährigen.

Dass die Rechten auf der Plattform so stark sind und dort vor allem junge Menschen erreichen, wurmt die anderen Parteien offensichtlich. Wurde Tiktok lange Zeit von den meisten stiefmütterlich behandelt, entstehen nun zahlreiche Accounts. Sogar Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist mittlerweile auf den Tiktok-Zug aufgesprungen.

Den ersten Tiktok-Auftritt hatte dort seine bekannte Aktentasche, die der Kanzler wohl bereits seit Jahrzehnten mit sich herumträgt. Es folgten Aufnahmen von Pressekonferenzen (im Querformat), Bühnenauftritten und Q&A's, etwa zur Dönerpreisbremse.

Womöglich um sein Profil etwas zu pushen und seinen Content zu pimpen, setzt Scholz nun aber auch auf erfolgreiche Größen des Tiktok-Universums. Sein neustes Video hat er mit dem Content-Creator Younes Zarou aufgenommen. Auf dessen Account ist ebenfalls ein Video mit Kanzler Scholz zu sehen.

Olaf Scholz und Younes Zarou drehen gemeinsam Videos

Younes Zarou ist wohl vielen jungen Menschen ein Begriff.Der Tiktok-Star ist mit 5,9 Millionen Follower:innen einer der Erfolgreichsten in Deutschland. Zarou testet auf seinem Profil häufig alle möglichen dubiosen Lifehacks aus – Content, der offensichtlich ankommt. Auch im deutschen TV ist Zarou immer wieder zu sehen. Er wurde 2023 etwa Elfter bei "Let's Dance." Dort war er eher als verschlossener Kandidat bekannt, in seinen Tiktoks aber wirkt Zarou offener.

Der 26-Jährige hat nicht nur ein Team von Leuten um sich herum, sondern tritt auch als Investor in Erscheinung. "Im Schnitt verdiene ich hoch fünfstellig pro Monat", sagte er in einem Gespräch mit watson.

Zarou und Scholz planen wohl längerfristige Zusammenarbeit

Zarou ist gleich zweimal auf dem Profil von Kanzler Scholz zu finden. In einem Video stellt sich der 26-Jährige vor, während er und Scholz nebeneinander in die Selfiekamera grinsen. Hier wird gleich klargestellt: Die beiden werden in nächster Zeit einige Videos gemeinsam veröffentlichen. Auf einem im Profil des Kanzlers fixiertem Video ist zudem das Making-Off eines weiteren Clips zu sehen.

Zarou bringt Olaf Scholz dafür in Position. Gleichzeitig bewegen sich die beiden auf das auf einem Hocker liegende Handy zu. Sie blicken nach unten in die Kamera, sehen sich an und Zarou startet eine Choreografie. Das geht Scholz offensichtlich zu weit. Er winkt nur verschmitzt in die Linse.

Unter das Video kommentiert Zarou: "Leute, ich Regel das: bald wieder Döner 3,50 Euro." Das Echo auf den gemeinsamen Auftritt ist gespalten. Unter dem Video finden sich Rücktrittforderungen, aber auch Lob dafür, dass der Kanzler so nahbar bleibt.

Auch der Tiktoker hat ein Video aus dem Kanzleramt auf seinem eigenen Account hochgeladen. "Heute mit Bre unterwegs gewesen", steht dort zu Beginn. Zu sehen ist Zarou, der Olaf Scholz die Hand schüttelt. Der ist wohl zuvor mit dem Helikopter im Kanzleramt gelandet, auch das dokumentiert Zarou anerkennend in seinem Video. Nachdem "Abi" Scholz ihm erklärt habe, wo und wie er arbeitet, habe Zarou ihm gezeigt, wie man Tiktoks dreht.

Die beiden, so macht es den Eindruck, hatten Spaß. Auch unter dem Video auf Zarous Profil gehen die Meinungen auseinander: Die einen feiern den Bundeskanzler für seine Offenheit. Anderen aber geht das alles zu weit.

Was das alles soll, darüber lässt sich vorerst nur spekulieren. Die Vermutung liegt aber zumindest nahe, dass auch die im Juni stattfindende Europawahl damit zu tun haben könnte. Denn dort dürfen auch erstmals 16-Jährige mitwählen. Einen Zugang zur jüngeren Zielgruppe dürfte für den Kanzler und seine Partei also verlockend sein.