Benimmregeln am Ballermann: Mallorca prüft Alkoholverbot auf offener Straße

Am Ballermann auf Mallorca steht vor allem Party und Alkohol auf dem Programm.

Seit Jahren kämpft Mallorca gegen den exzessiven Sauftourismus. Um auch den Alltag der Bewohner:innen zu erleichtern, hatte die linke Balearen-Regierung im Januar 2020 ein Anti-Exzess-Dekret erlassen, das aufgrund der Corona-Pandemie aber erst verzögert in den vergangenen zwei Jahren seine Wirkung entfaltete.

Die seit dem Sommer 2023 amtierende konservative Regierung kündigte allerdings direkt nach dem Amtswechsel an, für die Saison 2024 einige Änderungen an dem Gesetz erlassen zu wollen. Bislang war über die Neuerungen lediglich bekannt, dass das Gesetz in ein "Dekret für verantwortungsvollen Tourismus" umbenannt werden sollte.

Jetzt sind weitere Details ans Licht gekommen. Demnach sieht die Regierung auch eine erhebliche Reduzierung der Strafen vor. Doch die passt der Unternehmervereinigung gar nicht. Die jüngsten Modifizierungen würden die "Situation verschlimmern" und "mehr Probleme mit unverantwortlichem Tourismus" darstellen. Deshalb hat die Balearen-Regierung die Einführung verschoben. Sie prüft offenbar auch ein Alkoholverbot auf offener Straße.

Regierung will künftig geringere Geldstrafen am Ballermann

Sehr schwere Vergehen gegen das Anti-Sauftourismusgesetz wurden bisher mit 600.000 Euro bestraft, schwere Verstöße kosteten 60.000 Euro, leichte Vergehen nur 6000 Euro. Das Gesetz gilt aktuell in den Ortsteilen Playa de Palma und Magaluf sowie in Sant Antoni de Portmany auf der Insel Ibiza.

Die Ballermann-Saison 2024 ist für viele schon längst gestartet.

Zu den Regelungen gehören unter anderem harte Strafen für sogenanntes Balconing, womit das Klettern oder Springen auf einen benachbarten Balkon gemeint ist. Urlauber:innen mussten für dieses Vergehen zuletzt 36.000 Euro zahlen.

Auch die Abschaffung der All-inclusive-Regelung soll im Zuge des Gesetzes vorangetrieben werden, wodurch der Alkoholausschank in Hotels beschränkt werden musste. Belangt wurden dabei vor allem Geschäfte und Unternehmen.

Die neue Regierung wollte alle Strafen nach Informationen der "Mallorca Zeitung" nun an die im balearischen Tourismusgesetz festgelegten Höchststrafen anpassen. Die Höchststrafe für sehr schwere Vergehen soll demnach auf 400.000 Euro reduziert werden, auch die für schwere und leichte Verstöße werden entsprechend angepasst.

Mallorca-Regierung prüft Alkoholverbot auf offener Straße

Geschäfte, die Alkohol verkaufen, mussten aufgrund der gesetzlichen Regelungen in den betroffenen Zonen nachts zudem vollständig schließen. Die neue Regierung sieht das laut der "Mallorca Zeitung" jedoch als unverhältnismäßig an.

Zwar soll das Alkoholverkaufsverbot bestehen bleiben. Die Geschäfte sollen nachts nach dem Willen der Regierung aber wieder öffnen dürfen. Doch Branchenvertreter:innen des Tourismussektors pochen auf die Schließungen, da die Kontrolle aller einzelnen Geschäfte ihnen zufolge schlichtweg unmöglich wäre.

Auch das Werbe- und Vermarktungsverbot von Partybooten soll nach dem Willen der Balearen-Regierung weitgehend wieder aufgehoben werden. Nun prüft die Regierung ein Alkoholverbot auf offener Straße, so wie es beispielsweise in Madrid und Barcelona schon gilt. Eine intensivere Kontrolle des nächtlichen Verkaufs von Alkohol steht ebenfalls laut "Mallorca Zeitung" auf der Prioritätenliste.

Mehr Mitbestimmung für Regelkontrollen angekündigt

Bisher stand das Anti-Sauftourismusgesetz unter der Aufsicht der sogenannten Unterkommission für Gemeinsinn. Daran waren unter anderem Gewerkschaften und Nachbarschaftsverbände beteiligt.

In der neuen Kommission sollen neben dem balearischen Fraueninstitut IB Dona auch Konsulate wichtiger Tourismusmärkte wie Deutschland und Großbritannien vertreten sein.

Ab wann sich Tourist:innen mit neuen Regeln rechnen müssen, ist bisher unklar. Eigentlich war die Einführung für Freitag, den 26. April, geplant, wie die "Mallorca Zeitung" berichtet. Doch wegen der heftigen Kritik durch Hoteliers und Unternehmer:innen wird die Einführung verschoben. Der derzeitige Entwurf weise große Mängel auf. Eine Regierungssprecherin bestätigte nun, dass bei dem Thema noch "einige Details geklärt werden müssen".