Kleinwagen-Klassiker: So fährt der neue Suzuki Swift

Forsch voran? Suzukis Swift ist kein Renn-, sondern ein Kleinwagen und wartet mit verbrauchsgünstigen Motorisierungen auf. Weigl/Suzuki/Weigl/Suzuki/dpa

Neun Millionen Exemplare in sechs Generationen und 20 Jahren - der Swift ist eine feste Größe für Suzuki. Vor allem in Europa ist der Kleinwagen die Zugnummer des Herstellers. Kein Wunder also, dass die Japaner in Treue daran festhalten.

Während viele andere Marken sich aus diesem Segment zurückziehen und zum Beispiel Ford den Fiesta eingestellt hat, legen die Japaner ihren kleinen Klassiker jetzt sogar noch einmal neu auf: Zu Preisen ab 18 900 Euro tritt er deshalb in diesem Frühjahr frisch gestärkt gegen Autos wie etwa den VW Polo oder den Opel Corsa an, die allerdings alle ein paar Zentimeter länger und dafür auch deutlich teurer sind.

Vertrauter Look mit neuen Finessen

Dass er nagelneu ist, sieht man ihm dabei von außen kaum an. Denn nicht nur das Format ist mit 3,86 Metern Länge und 2,45 Metern Radstand nahezu unverändert. Sondern auch die Form wirkt vertraut: Nach wie vor erinnert der Swift deshalb stark an die ersten Mini-Modelle unter BMW-Regie. Erst wenn man genau hinschaut, erkennt man die neuen Scheinwerfer und den modifizierten Grill vor dem Schmollmund sowie die jetzt dreidimensional schimmernden Rückleuchten.

Fortschritt im Cockpit

Innen ist der Fortschritt sehr viel deutlicher. Es bleibt zwar beim großzügigen Einsatz von Hartplastik auch weit oberhalb der Blickachse, und neben dem kleinen Display hinter dem Lenkrad drehen sich tatsächlich noch analoge Anzeigen.

Doch über der Mittelkonsole prangt jetzt erstmals ein großer Touchscreen, auf dem neben Apple CarPlay und Android Auto auch eine Navigation läuft. Dazu gibt es für so ein kleines Auto überraschend viel Platz auf allen Sitzen und immerhin 265 Liter Kofferraum, die sich mit dem Umklappen der Rückbank auf 980 Liter erweitern lassen.

Außerdem hat Suzuki das Netz der Assistenzsysteme enger geknüpft und Selbstverständlichkeiten wie eine Spurführungshilfe, einen Auffahrwarner oder einen adaptiven Tempomaten nachgerüstet.

Milde hybridisiert in die Zukunft

Den größten Sprung machen die Japaner allerdings unter der Haube. Nein, ins Elektrozeitalter wagen sie sich zwar noch nicht voll. Aber statt ihren 1,2 Liter großen Vierzylinder einfach nur durch einen gleich großen Dreizylinder zu modernisieren, haben sie ihn gleich auch wieder mit einem elektrischen Startergenerator bestückt, fahren damit etwas kräftiger an und können zumindest einen Teil der Bremsenergie zurückgewinnen.

Das trägt - neben dem Fliegengewicht von 919 Kilo - maßgeblich bei zu einem Normverbrauch von 4,4 Litern (CO2-Ausstoß: 99 g/km) bei, der auch im Alltag nicht nennenswert steigt - so die Bilanz der Testfahrten.

Immer mit der Ruhe

Allerdings bietet der Swift auch wenig Anlass, über die Stränge zu schlagen und den Wagen allzu sportlich zu bewegen.

Erstens, weil der Motor nur 61 kW/83 PS leistet und mit gerade mal 112 Nm zu Werke geht. Damit lässt er sich 12,5 Sekunden Zeit für den Sprint von 0 auf 100 km/h, und der Vortrieb endet ja bereits bei 165 km/h schon wieder.

Zweitens, weil es dann unangenehm laut wird in der kleinen Kabine, so rau und rustikal schnarrt der Dreizylinder.

Und drittens sind Lenkung und Fahrwerk so gutmütig und kompromissbereit abgestimmt, dass mit dem Tempo vor allem in engen Kurven auch der Puls steigt. Dann doch lieber locker und lässig, entspannt - und sparsam.

Ungewohnte Optionen

Das hat auch einen weiteren Vorteil: Man muss nicht so oft zum Schaltknüppel greifen - zumal viele Fahrer den manuellen Gangwechsel längst verlernt haben. Das weiß auch Suzuki und bietet deshalb alternativ auch eine stufenlose Automatik an.

Aber die Fünfgang-Schaltung ist nicht die einzige Eigenheit der Japaner. Als einer der ganz wenigen bauen sie bei einem Kleinwagen auf Wunsch sogar einen Allradantrieb ein. Vielleicht ist das der Grund, weshalb der Swift jetzt schon seit 20 Jahren durch dick und dünn fährt und dabei nie wirklich vom Weg abgekommen ist.

Fazit: Na also, es geht doch!

Klar sind die Zeiten für die Autobauer härter geworden, die elektrische Revolution will bezahlt sein, und neue Regularien treiben die Preise nach oben. Doch während und Firmen wie VW und Ford weismachen wollen, dass Kleinwagen unter diesen Umständen nicht mehr zu machen sind, beweist Suzuki mit dem Swift das Gegenteil.

Natürlich gibt es Autos, die innovativer sind, modischer und die mehr hermachen. Doch der Suzuki hat alles, was man braucht, bleibt obendrein bezahlbar – und wird so zu einem der letzten Volkswagen der Republik.

Datenblatt: Suzuki Swift

Nicht luxuriös, aber sehr pragmatisch: Dafür muss aber niemand seinen Landsitz veräußern, um sich den kleinen Swift zu kaufen. Weigl/Suzuki/Weigl/Suzuki/dpa
Alles an seinem Platz? Ja, hier dürften bei der grundsätzlichen Bedienung keine großen Fragen aufkommen. Weigl/Suzuki/Weigl/Suzuki/dpa
Willkommen in der Moderne: Auch der Swift kommt nicht mehr ohne einen großen Touchscreen aus. Weigl/Suzuki/Weigl/Suzuki/dpa
Kleines Auto mit Klappe: Dahinter lassen sich bis zu 980 Liter verstauen. Weigl/Suzuki/Weigl/Suzuki/dpa

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