Es sollte ein ausgelassenes Fest zur Feier des gemeinsamen kulturellen Erbes werden, doch die Festivitäten endeten in einer Tragödie: In der zentralasiatischen Republik Kirgistan ist ein Transporter durch eine Menschenmenge gerast. Mehrere Kinder wurden schwer verletzt.
Bei dem Fest in dem Ort Suzak in der Region Jalal-Abad im Westen des Landes hatten sich mehrere tausend Kinder an einem Abhang versammelt, um das wichtigste literarische Werk der klassischen kirgisischen Kultur zu ehren: das Manas-Epos.
Das Epos handelt vom mythischen kirgisischen Volkshelden Manas und seinem Kampf gegen die Uiguren im 9. Jahrhundert. Es wurde über Jahrhunderte mündlich überliefert und ist integraler Bestandteil der Kultur der ehemaligen Sowjet-Republik.
Im Rahmen eines Wettbewerbs hatten sich die Jugendlichen in traditionellen Kostümen eingefunden, um das Epos vorzutragen. Videos, die unter anderem von "Daily Mail" veröffentlicht wurden, zeigen die Menge mit einer riesigen Kirgistan-Flagge am Fuße eines Hügels.
Kirgistan: Eis-Truck rast durch Menschenmenge
Die Stimmung scheint ausgelassen, als auf dem Hügel plötzlich ein Fahrzeug auftaucht. Ein fahrerloser blauer Hyundai Pickup-Truck setzt sich langsam in Bewegung und wird schneller, als die Erhebung steiler wird. Eine Reihe von Reiter:innen kann ihre Pferde gerade so aus dem Weg lenken.
Der Truck steuert geradewegs auf die zuschauenden Kinder zu, die mit dem Rücken zur nahenden Gefahr stehen. Der Fahrer und weitere herbeieilende Menschen versuchen, den Truck aufzuhalten – doch vergebens: Der Hyundai rast durch die Menschenmenge.
Alarmiert durch die Schreie der Kinder, können einige, die weiter unten im Gras sitzen, noch aus dem Weg springen. Viele sind aber nicht schnell genug und werden überrollt.
Weitere Versuche, in die Fahrerkabine zu gelangen, scheitern. Erst die Kollision mit einem Festzelt bringt den Truck zum Halten. Bilder zeigen die zertrümmerte Windschutzscheibe des Fahrzeugs. Schätzungen zufolge, war der Truck mit bis zu 50 km/h unterwegs.
29 Kinder wurden überrollt. 18 mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden, davon sieben auf die Intensivstation. Dem kirgisischen Gesundheitsministerium zufolge seien drei in kritischem Zustand. Gesundheitsminister Alymkadyr Beishenaliev übernehme persönlich die Aufsicht über die Genesung der Verletzten. Die Opfer sind zwischen neun und 16 Jahren alt.
Die Polizei hat eine Untersuchung des Vorfalls angekündigt. Ersten Ermittlungsergebnisse sprechen von einem Unfall.Der Fahrer des Pickup-Trucks habe vergessen, die Handbremse einzulegen. Der Fahrer habe von dem Fahrzeug aus Eis verkauft.
Die Feier des Manas-Epos, welche durch den Vorfall überschattet wurde, ist elementarer Bestandteil der kirgisischen Kultur. Das Werk umfasst fast 500.000 Verse und ist damit zwanzigmal so lang wie Homers Odyssee und Ilias zusammen. 2009 wurde es in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit der Unesco aufgenommen.
