Urlaubsparadies an der Ostsee verkommt zur Geisterstadt

Ein beliebter Urlaubsort an der Ostsee kämpft aktuell gegen ein ungewöhnliches Problem.

Spätestens seit der Corona-Pandemie wird für viele der Gedanke von einem Remote-Job immer attraktiver. Während Abenteuerlustige einen kompletten Ausstieg in Richtung Portugal oder Bali planen, entscheiden sich auch immer mehr Menschen für einen Zweitwohnsitz in deutschen Regionen, von dem aus sie arbeiten können.

Als beliebtes Ziel hierfür gilt neben den deutschen Mittelgebirgen vor allem die Ostsee. Einige Orte haben hier eine Zweitwohnsitz-Quote von mehr als 50 Prozent. Ausgerechnet auf einer beliebten Ostseeinsel muss ein Ferienort nun aber offenbar unerwartet gegen die umgekehrte Entwicklung kämpfen.

Riesiges Urlaubsparadies auf Usedom floppt

Über mehrere Jahre beobachteten die Einheimischen von Kölpinsee den aufwendigen Bau des sogenannten Bernsteinquartiers, entstanden sind mittlerweile mehr als 100 extravagante Wohnungen mit "Raum für Ruhe", sagt die Immobilienfirma Bonava. Die mehrräumigen Ferienwohnungen auf Usedom sind zum Teil sogar bereits möbliert und bezugsfertig.

Anfang des Jahres wurden die beiden Wohnanlagen des Quartiers endgültig fertiggestellt, auf mehrere Häuschen verteilt haben die Wohnungen jeweils eine Größe von knapp 100 Quadratmetern. Laut Website liegt der Kaufpreis für das günstigste Appartement bei 250.000 Euro.

Doch genau hier scheint Bonava nun ein Problem zu begegnen, das unter Immobilienfirmen eigentlich eher ungewöhnlich ist: Es fehlen die Käufer:innen.

"Es gibt eine allgemeine Kaufzurückhaltung – die Leute sind sehr vorsichtig geworden, Geld auszugeben", zitiert die "Ostsee-Zeitung" den Bonava-Projektleiter Julian Wotschke. Noch immer steht in dem neuen Viertel auf der Insel Usedom etwa die Hälfte der Räumlichkeiten leer.

"Bernsteinquartier" findet keine Käufer – und wird zur Geisterstadt

Ursprünglich war das Quartier als ausgedehntes Wohnprojekt geplant, das man so mittlerweile häufiger an der Ostsee findet. Während einige Räume für die Vermietung von Ferienappartments ausgelegt sind, ist ein Großteil vor allem in den unteren Etagen für Gewerbeflächen wie Bäckereien und Restaurants vorgesehen. Auch ein Supermarkt sollte hier laut Berichten von "moin.de" eigentlich entstehen.

Während Hotels in Kölpinsee gut angenommen werden, ist Eigentum weniger gefragt.

Doch das Interesse scheint im privaten wie im gewerblichen Bereich deutlich geringer auszufallen, als Bonava sich das vorgestellt hatte. Auch wenn die Appartements als "sofort bezugsfertig" inseriert werden, soll ein Großteil der Innenräume noch eine untapezierte Baustelle sein. Grund sind hier ebenfalls fehlende Investitionen.

Für die Einheimischen bietet sich entsprechend ein mitunter gruseliges Bild: Durch die fehlenden Käufer:innen fehlen auch Mieter:innen und so bleibt ein Großteil der Anlage in direkter Strandnähe dunkel.

Tatsächlich haben offenbar bereits mehrere Interessierte angefragt, ob das Bernsteinquartier auch für Mietwohnungen zur Verfügung stünde. Aufgrund vertraglicher Regelungen ist dies aktuell aber nicht möglich.