Noch weniger Briefe, noch mehr Pakete

Klassische Briefe gibt es immer seltener. Doch dank des Online-Handels profitiert die Deutsche Post vom Paketversand. Martin Schutt/dpa

Während das Briefgeschäft des Post-Konzerns DHL weiter an Bedeutung verliert, wird das vom Online-Handel getriebene Paketvolumen größer. Im ersten Quartal 2024 sei die beförderte Briefmenge um 6,6 Prozent auf rund 3,3 Milliarden gesunken, teilte der Logistikkonzern in Bonn mit. Das Paketvolumen sei hingegen um 4,4 Prozent auf 424 Millionen gestiegen.

In dem Konzernbereich Post & Paket Deutschland, in dem DHL seine Brief- und Paketdienste gebündelt hat und die Sendungen in der sogenannten Verbundzustellung mancherorts gemeinsam ausliefert, legte der Umsatz um 1,6 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro zu. Das ist nur etwa ein Fünftel der gesamten Konzernerlöse.

Briefaufkommen schrumpft seit der Pandemie schneller

Grund für den fortschreitenden Bedeutungsverlust von Briefen ist das Digitalzeitalter, in dem die Kommunikation über das Internet den früher üblichen Schriftverkehr auf Papier schrittweise ersetzt. Vor Corona lag das Minus bei den Briefmengen noch bei zwei bis drei Prozent, inzwischen sind es etwa sechs Prozent Minus. Man müsse sich darauf einstellen, dass es auch künftig Rückgänge im mittleren einstelligen Prozentbereich geben werde, sagte Finanzvorständin Melanie Kreis.

In dem global tätigen Unternehmen, das sich im vergangenen Jahr von seinem Firmennamen Deutsche Post DHL verabschiedet hat und seither nur noch DHL heißt, ist das nationale Stammgeschäft eher ein Sorgenkind. Die anderen Geschäfte im Ausland - ob Express-Zustellungen, Frachtdienste oder andere Logistik-Dienstleistungen - sind lukrativer. DHL hat weltweit 594.000 Beschäftigte, davon 187.000 im nationalen Post & Paket-Bereich.

Das Jahresauftakt-Quartal kann als Lichtblick für das Stammgeschäft gewertet werden: Während der Konzernumsatz wegen der schwachen Weltkonjunktur um 3,2 Prozent auf 20,3 Milliarden Euro sinkt und das operative Ergebnis (Ebit) sogar um ein Fünftel auf 1,3 Milliarden Euro einbricht, geht es bei Post & Paket aufwärts. Das Ebit schnellte um fast die Hälfte auf 194 Millionen Euro in die Höhe. Der starke Zuwachs liegt aber auch an einem schwachen Vergleichsquartal: Anfang 2023 hatte ein Arbeitskampf der deutschen Briefträger, Paketboten und Sortierer zu hohen Extrakosten geführt.

DHL hofft auf Reform des Post-Gesetzes

Nun laufen die Geschäfte wieder profitabler, dennoch äußerte sich Finanzchefin Kreis zurückhaltend. Man sei zwar auf einem sehr guten Weg. Ein Problem seien aber die hohen Investitionen, die nötig seien, um den Strukturwandel - also den Wandel von Briefen zu Paketen - zu meistern und im Klimaschutz voranzukommen. Dafür würde das angepeilte Jahres-Ebit von 800 Millionen bei Post & Paket-Deutschland nicht ausreichen.

«Wir müssen hier ganz klar über die Milliarde kommen.» Das wiederum würde Spielraum geben, um in Deutschland investieren zu können. Der DHL-Vorstand hofft auf die geplante Postgesetz-Reform, die den Gelben Riesen in zentralen Punkten entlasten soll, etwa indem er weniger Zeitdruck hat bei der Beförderung von Briefen.

© Deutsche Presse-Agentur GmbH