Fashion-Trend: Männer tragen in Japan jetzt Spitzenunterwäsche

In Japan gibt es einen neuen Trend im Bereich der Unterhosen.

Im Jahr 2000 hat der damals 32-Jährige französische Modedesigner Hedi Slimane als Chefdesigner des traditionsreichen Modehauses Christian Dior die kreative Leitung der Herrenkollektionen Dior Homme übernommen. Die bis dahin bieder anmutende Kollektion wurde unter Slimane zu einer sehr moderne, schmalen Linie umgewandelt.

Im Rahmen dessen entwarf er auch eng anliegende Jeans, die auf den Laufstegen vor allem von androgynen Männern vorgestellt. Karl Lagerfeld beichtete seinerzeit, 42 Kilo innerhalb eines Jahres abgenommen zu haben – nur, um in Slimanes enganliegende Mode zu passen.

Die Skinny Jeans war plötzlich auch für den Mann ein angesagtes Kleidungsstück und dominierte seither jahrelang die Alltagsmode. Was in der breiten Bevölkerung modisch einst Frauen und queeren Männern vorbehalten war, etablierte sich nun auch bei den (heterosexuellen) Herren.

Mittlerweile verwischen die vermeintlichen Gender-Grenzen zwischen in der Mode immer weiter, auch bei der diesjährigen Met Gala, dem meistbeachteten Fashion-Event des Jahres, war dieser Trend auf dem roten Teppich zu sehen. Schauspieler Eddie Redmayne lief etwa in einem schwarzen Blazerkleid mit weißem Netzrock auf. Die ehemalige Unterscheidung zwischen klassisch männlich und weiblicher Mode ist Geschichte.

Japan: Modelabel verkauft Unterwäsche mit Spitze für Männer

Das lässt sich auch an einem Fashion-Trend beobachteten, der derzeit in Japan populär ist. Das in Kyoto ansässige Modelabel Wacoal verkauft Spitzenunterwäsche, die extra für Männer entworfen wurde. Ein Paar kostet 4.000 Yen (knapp 24 Euro).

Die eng anliegende, semitransparente und teils mit floralen Mustern versehene Unterhose avancierte in kürzester Zeit zum Verkaufsschlager. Im vergangenen Sommer waren die Spitzenboxershorts das meistverkaufte Produkt in der Sparte für Männerunterwäsche von Wacoal. Innerhalb von nur zehn Tagen war das gesamte Sortiment restlos ausverkauft.

Neue Zielgruppen durch demografischen Wandel in Japan

Japan ist so sehr wie keine andere Industrienation vom demografischen Wandel betroffen, aufgrund niedriger Geburtenraten und kaum vorhandener Immigration schrumpft die Bevölkerung seit Jahren. Weil deswegen auch der Absatzmarkt von Wacoal kleiner geworden ist, wollte das Unternehmen vor knapp zweieinhalb Jahren neue Zielgruppen erschließen.

Im Herbst 2021 begann das Label dann, Vorbestellungen für die neu entwickelte Unterhose anzunehmen, mit dem Ziel, Bestellungen im Wert von 300.000 Yen zu erhalten (etwa 1.826 Euro). Tatsächlich meldeten sich 700 Personen, die Bestellungen in Höhe von 3,2 Millionen Yen tätigten.