Abitur nachholen wie Felix Lobrecht: Welche Möglichkeiten es gibt

Kein Abi mit 18? Erwachsene haben die Chance, ihr Abitur in Vollzeit oder berufsbegleitend nachzuholen.

Deutschlandweit stehen die letzten Abiturprüfungen für dieses Jahr an. Schon jetzt können es viele der Schüler:innen kaum noch abwarten, ihr Zeugnis entgegenzunehmen und das nächste Abenteuer zu beginnen: das Studium.

Das Abitur ist – in den meisten Fällen – Grundvoraussetzung, um sich für einen Studiengang seiner Wahl bewerben zu können. Als höchste schulische Abschlussqualifikation bescheinigt die Allgemeine Hochschulreife "eine vertiefte Allgemeinbildung, allgemeine Studierfähigkeit sowie wissenschaftspropädeutische Bildung", heißt es etwa vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Viele versprechen sich von ihrem Abitur auch die Möglichkeit zu studieren und damit ihre Aussichten, etwa auf ein höheres Gehalt oder Aufstiegschancen in eine Führungsposition zu verbessern. Kein Wunder, dass sich entsprechend auch immer mehr Erwachsene dazu entschließen, ihr Abitur nachzuholen.

"Abitur für Nichtschüler" wie Felix Lobrecht

Auch Personen des öffentlichen Lebens haben erneut die Schulbank gedrückt. Der Comedian Felix Lobrecht besuchte 2008 ein Oberstufenzentrum in Berlin-Schöneweide, vier Jahre später legte er seine "Nichtschülerprüfung" in autodidaktischer Vorbereitung ab.

Felix Lobrecht hat in Marburg Politikwissenschaften studiert.

Das sogenannte "Abitur für Nichtschüler" ermöglicht allen Menschen, die ihre schulische Ausbildung abgebrochen haben, in allen deutschen Bundesländern, die Allgemeine Hochschulreife nachzuholen. Und zwar ganz in Eigenregie.

Einzige Voraussetzung: Die Prüflinge haben ein Jahr vor der Prüfung keine Schule mehr besucht. Das gilt für die gymnasiale Oberstufe, Abendgymnasien und Kollegs.

Erwerbstätigkeit als Voraussetzung: Realschulabschluss ist kein Muss

Es gibt jedoch noch andere Möglichkeiten, im Nachhinein an sein Abitur zu kommen. Um das Abitur über den zweiten Bildungsweg abzuschließen, müssen immer drei Voraussetzungen erfüllt sein:

  • Mindestalter: Du musst volljährig sein, manchmal wird auch ein Mindestalter von 19 Jahren vorausgesetzt. Wenn du noch unter 21 Jahre alt bist, kannst du dich einfach auf einem Gymnasium anmelden und dort direkt die Abiturprüfung ablegen.
  • Schulabschluss oder berufliche Ausbildung: Generell berechtigen dich ein mittlerer Schulabschluss oder eine erfolgreich abgeschlossene Berufsausbildung, dein Abitur nachzuholen. In manchen Fällen benötigst du dafür zusätzlich einen Nachweis über eine zwei- bis dreijährige Berufstätigkeit.
  • Fremdsprachenkenntnisse: Grundkenntnisse in einer Fremdsprache sind immer Voraussetzung für die Aufnahme zum Abitur.

Grundsätzlich gibt es in Deutschland drei Bildungseinrichtungen, an denen du dein Abitur nachschreiben kannst: Je nachdem, ob du dein Abitur auf einem Abendgymnasium, einem Kolleg oder an einer Fernschule nachholst, können die Aufnahmebedingungen voneinander abweichen.

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Menschen, die weder einen Realabschluss noch eine abgeschlossene Berufsausbildung nachweisen, können übrigens an einem Kolleg angenommen werden. Wer etwa mindestens zwei Jahre lang einen Familienhaushalt geführt hat, hat hier besondere Chancen auf eine Zusage.

In Deutschland gibt es tatsächlich keinen einheitlichen Bildungsweg, das Abitur oder einen anderen Schulabschluss nachzuholen.

Ressourcen richtig einschätzen: Abitur in Vollzeit oder berufsbegleitend?

Bevor du dich konkret beim Schulministerium deines Bundeslands informierst, solltest du dir in einer Sache sicher sein: Möchtest du dein Abitur in Vollzeit oder berufsbegleitend nachholen?

Denn wer bereits mit beiden Beinen in der Berufswelt steht, hat auch die Chance, nach Feierabend die Unterrichtseinheiten an einem Abendgymnasium zu besuchen. Die schulische Ausbildung an einem Abendgymnasium dauert je nach Vorbildung zweieinhalb bis vier Jahre.

Die Abiturprüfungen sind für Schüler bundesweit ein Meilenstein.

Dabei kommen neben einer 40-Stunden-Arbeitswoche noch 20 Stunden an Unterrichtseinheiten obendrauf. Dies verlangt den Schüler:innen einiges ab.

"Vor allem, wenn man ein Abendgymnasium besucht, muss man eigene Methoden und Arbeitstechniken entwickeln, um Beruf, Schule und Privatleben unter einen Hut zu bekommen", erklärt Angela Hoffmann, Schulleiterin und Vorsitzende des Bundesrings der Abendgymnasien Deutschlands gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Das Kolleg wiederum ist eine Ganztagsschule für Erwachsene, hier wird tagsüber gelernt – 30 Stunden pro Woche. Eine Erwerbstätigkeit in Vollzeit ist in diesem Fall ausgeschlossen. Neben der schulischen Ausbildung darf man sich nur in einem Minijob etwas dazuverdienen.

Fernstudium erfordert Durchhaltevermögen und Selbstdisziplin

Asynchron und ortsunabhängig lernen – das funktioniert an einem Fernlerninstitut. Die Lerninhalte werden über den digitalen Postweg verschickt und von den Schüler:innen selbstständig bearbeitet.

Das Selbststudium bietet zwar viel Flexibilität, erfordert jedoch eine Menge Selbstdisziplin. Im Vergleich zum Abendgymnasium und Kolleg zeigt das Online-Lernen die höchste Abbruchquote.

Trend zur Akademisierung in Deutschland: Mehr Studierende als Azubis

Nach Erhebungen des Statistischen Bundesamts haben im Jahr 2023 rund 381.000 Schüler:innen in Deutschland eine Studienberechtigung erworben – Absolvent:innen von Fachhochschulen mit einberechnet. Das ist ein leichter Rückgang zum Vorjahr.

Trotzdem hält der Trend zur Akademisierung in Deutschland an. Bereits im Jahr 2021 gab es laut Statistischem Bundesamt weit mehr als doppelt so viele Student:innen (2,9 Millionen) wie Auszubildende (1,3 Millionen).