Artenschutz: Leipziger Zoo wildert Feldhamster aus

Feldhamster waren früher weit verbreitet, sind aber nun vom Aussterben bedroht.

Zoos und Tierparks gerieten in den vergangenen Jahren zunehmend in die Kritik. Während ein Zoo-Besuch mit der Familie früher völlig normal war und Kindern einen aufregenden Tag bescheren sollte, können sich viele heute nicht mehr vorstellen, die oft kleingehegige und nicht artgerechte Tierhaltung zu unterstützen.

Aber es gibt auch gute Nachrichten aus den deutschen Zoos: Der Leipziger Zoo arbeitet an einer Auswilderung des vom Aussterben bedrohten Feldhamsters. Die ersten Tiere wurden jetzt in die Natur entlassen.

Zoo Leipzig entlässt Feldhamster nach Zucht in die Freiheit

Wie der Zoo auf seiner Website mitteilt, war der Feldhamster einst weit verbreitet. Dass es heute nur noch wenige Tiere gibt, liege unter anderem an der Jagd auf die kleinen Hamster, die als Schädlinge angesehen und wegen ihres Fells getötet wurden.

Außerdem hätten "Lebensraum- und Klimaveränderungen dazu geführt, dass wir diese Säugetierart in Deutschland verlieren, wenn wir nicht gemeinsam dagegen steuern", sagt Jörg Junhold, Direktor des Zoos Leipzig.

Gemeinsam mit dem Arbeitskreis "Kooperativer Feldhamsterschutz im Freistaat Sachsen" und dem Sächsischen Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft setzt sich der Zoo für den Erhalt und Schutz des Feldhamsters ein.

Feldhamster leben, man ahnt es, naturgemäß in Feldern.

Dahinter steckt nicht nur die Liebe zum Tier: "Feldhamster stehen für eine vielfältige Kulturlandschaft, für einen naturverträglichen Ackerbau und somit für ein ganzes Ökosystem. Insofern bedeutet Feldhamsterschutz auch Wiederherstellung von Lebensräumen und Erhalt vieler Tier- und Pflanzenarten unserer Äcker", sagt Sachsens Umweltminister Wolfram Günther.

Im vergangenen Jahr hatte der Zoo erfolgreich neue Hamster gezüchtet.Insgesamt 71 sollen nun nach und nach in die Freiheit entlassen werden. Die ersten zehn lernten am Montag bereits ihre neue Heimat auf einer Wiese kennen.

Landwirte unterstützen Feldhamster-Auswilderung auf Wiese

Damit die Feldhamster die bestmöglichen Chancen haben, sich in ihrem neuen Zuhause sicher einzuleben, wurde in den vergangenen Monaten ein rund 30 Hektar großes Feld für sie vorbereitet. Um möglichst "feldhamsterfreundlich" zu sein, wurden drei verschiedene Kulturen – Wintergetreide, Luzerne und Blühmischungen – angelegt.

Fünf der 30 Hektar wurden mit einem Elektrozaun abgetrennt, um die Hamster vor natürlichen Fressfeinden wie Füchsen und Mardern zu schützen. Es gibt Erdröhren, die eine kleine Futterration zum Start auf der Wiese enthalten. Außerdem haben die Projektträger Schutzgitter aufgebaut, um die Feldhamster vor Greifvögeln zu sichern.

Mehrere Landwirte, darunter André Kleiber, der die Wiese bewirtschaftet, sind an dem Projekt beteiligt. "Es ist mir ein großes Anliegen, das Projekt und damit den Erhalt der Artenvielfalt in unserer Region zu unterstützen. Wir müssen Wege gehen, um die Interessen der Natur sowie von uns Menschen miteinander zu vereinbaren."

In den ersten Wochen nach der Auswilderung werden die Tiere nun via Wildkamera beobachtet, um zu prüfen, ob sie sich gut in ihrem neuen Lebensraum einleben. Dort sollen sie sich zunächst orientieren, ihre Umgebung erkunden und mit der Futter- und Partnersuche auf dem Feld beginnen. Damit ihre Population bald steigt und wieder mehr Feldhamster in ihrem natürlichen Habitat aufwachsen.