Dieser Abstieg ist hausgemacht - Ein Kommentar zum 1. FC Köln

By Franz Krafczyk

Der 1. FC Köln ist zum siebten Mal aus der Bundesliga abgestiegen. Und selten zuvor war ein Abstieg so hausgemacht wie in dieser Saison. Obwohl die Konkurrenz dem Effzeh bis zum letzten Spieltag noch Resthancen offen ließ, waren die Kölner dann doch ein weites Stück vom Klassenerhalt entfernt. Das zeigte vor allem die heutige 1:4-Niederlage beim 1. FC Heidenheim, bei der die Kölner das selbst ernannte Endspiel zu keinem Zeitpunkt annahmen. Wie hätte das bloß in einer Relegation gegen Lokalrivale Fortuna Düsseldorf ausgesehen?

In den meisten Spielen konnte man der Schultz-Elf den Einsatz nicht absprechen, davon zeugen auch die beiden erkämpften Last-Minute-Siege gegen Bochum und Union. Doch die individuellen Probleme überwogen: 28 Gegentore der schwächsten Offensive der Liga sind ebenso wie der Abstieg insgesamt ein Armutszeugnis, das Konsequenzen erfordert. Sowohl auf dem Platz als auch in der Führungsetage.

Der Effzeh hat sich in die 2. Liga gespart

Umso überraschender erscheint das Bekenntnis von Präsident Werner Wolf gegenüber seines Geschäftsführers Christian Keller, der es im vergangenen Sommer völlig versäumt hat, einen konkurrenzfähigen Kader für die Bundesliga zusammenzustellen. Die beiden wichtigsten Stammspieler der vergangenen Jahre, Jonas Hector und Ellyes Skhiri, wurden nach ihren Abgängen nicht einmal annähernd adäquat ersetzt, zudem war das Fehlen eines bundesligatauglichen Stürmers lange erkennbar - und spätestens mit den Ausfällen von Davie Selke nicht mehr zu übersehen. Dass dann aufgrund des CAS-Urteils und der Transfersperre im Winter nicht mehr nachgebessert werden konnte, hätte bereits zu Saisonbeginn einkalkuliert werden müssen. Stattdessen wurde jedoch immer wieder auf den Sparkurs verwiesen, der aufgrund der finanziellen Situation notwendig gewesen sei. Die daraus resultierenden sportlichen Nachteile wurden gnadenlos unterschätzt. Der Abstieg ist nichts anderes als die logische Konsequenz.

Konnte keinen bundesligatauglichen Kader zusammenstellen: Kölns Geschäftsführer Christian Keller | Max Ellerbrake - firo sportphoto/GettyImages

Nun müssen die Kölner einen weiteren Sommer ohne Transfers überbrücken - und auf der anderen Seite wohl Abgänge von Stammspielern wie Marvin Schwäbe, Jeff Chabot, Timo Hübers, Eric Martel oder Davie Selke hinnehmen. Alle genannten Spieler haben laut Medienberichten entweder Ausstiegsklauseln oder keine gültigen Verträge für die 2. Liga. Auch Talente wie Max Finkgräfe stehen vor dem Absprung, schließlich erhalten junge Spieler angeblich nicht die (finanzielle) Wertschätzung, die es bei anderen deutschen Profiklubs gibt. Wie sollen die Kölner nun einen konkurrenzfähigen Kader für das Unterhaus zusammenstellen?

Die Angst vor der Bedeutungslosigkeit wird größer

Doch nicht nur auf dem Platz wird Keller, sollte er wirklich im Amt bleiben, einige Fragen beantworten müssen. Auch der Trainerposten wird intern zumindest diskutiert werden müssen. Timo Schultz konnte in seinem halben Jahr in Köln die Wende nicht erzwingen, auch wenn man dem Norddeutschen einfache Grundtugenden wie Motivation oder Optimismus sicher nicht absprechen kann. Fraglich ist allerdings, welche Alternativen der 1. FC Köln auf dieser Position hat. Ein wirklich attraktiver Job ist der Trainerposten in der Domstadt schon lange nicht mehr. Ist der Verbleib von Schultz also alternativlos?

Die Sorge, im kommenden Jahr im Unterhaus erneut gegen den Abstieg spielen zu müssen und damit nach und nach in der Bedeutungslosigkeit des deutschen Fußballs zu versinken, ist angesichts der vielen Baustellen am Geißbockheim größer denn je. Und dass die Köche in der Führungsetage ihren verdorbenen Brei munter weiterkochen wollen, sollte bei den sonst so optimistischen Fans die Alarmglocken schrillen lassen.


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