Deutsche Bahn: Fahrgastverband befürchtet Abbau von Service

Die Deutsche Bahn wird auch in den Bahnhöfen digitaler.

Die Digitalisierung schreitet voran, auch bei der Deutschen Bahn. Wer viel mit der Bahn fährt, dürfte in manchen Bahnhöfen schon einmal die Video-Reisezentren ausgetestet haben. Mitarbeitende der Bahn stehen Reisenden hier mit Rat und Tat zur Seite – aber nicht persönlich, sondern im Video-Call. Auch Tickets können Bahnfahrer:innen so erwerben.

2013 wurde das erste dieser Zentren eröffnet. Besonders in Baden-Württemberg sind die Video-Reisezentren mittlerweile weit verbreitet. An 55 Standorten können Reisende dort den Service nutzen.

Eine Entwicklung, die auch Nachteile haben könnte. Das zumindest befürchtet der Fahrgastverband Pro Bahn in Niedersachsen. Pro Bahn kritisiert, dass durch den Aufbau von Video-Reisezentren klassische Fahrkartenschalter schließen könnten.

Deutsche Bahn: Verband befürchtet Abbau von Fahrkartenschaltern

Der Verband befürwortet zwar grundsätzlich, dass über die Video-Reisezentren Fahrkarten verkauft werden. Jedoch dürfe es "nicht dazu führen, dass personenbedienter Verkauf abgebaut wird", schränkte der Landesvorsitzende Malte Diehl gegenüber der Deutschen Presse-Agentur ein.

Im Video-Reisezentrum sprechen Reisende über einen Video-Call mit Mitarbeitenden.

Genau das soll aber offenbar bald passieren: In Norden in Ostfriesland.

Fahrgäste, die von hier reisen, finden ab Dezember direkt vor Ort keine persönlichen Ansprechpartner:innen mehr. "In Norden wird ausschließlich ein Video-Reisezentrum stehen", erklärte eine Sprecherin der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG).

Auch in Emden und Leer sollte zunächst der Verkauf von Fahrkarten durch Mitarbeitende eingestellt werden. Doch hier konnte noch eine andere Lösung mitsamt Personal vor Ort gefunden werden. Reisende können laut einer DB-Sprecherin künftig über einen externen Partner Fahrkarten kaufen.

Video-Calls bei der Bahn: Bereicherung, aber kein Ersatz

Laut LNVG ist in Niedersachsen bisher nur das Video-Reisezentrum in Ostfriesland geplant. Das Angebot an Beratung und Verkauf sei das gleiche wie an den klassischen Verkaufsschaltern. Eine Sprecherin erklärt:

"An vielen Stationen, an denen heute Video-Reisezentren stehen, wäre ohne dieses Format eine komplette Einstellung des örtlichen Beratungsangebots die Folge gewesen."

Wo es keine persönlichen Verkaufsstellen mehr gebe, sei der Service eine Bereicherung, sagt Diehl. Eine persönliche Beratung komplett ersetzen könnten sie aber nicht. Diehl kritisiert außerdem, dass die Video-Reisezentren weniger komfortabel seien als Verkaufsschalter. Auch die Nordwestbahn bietet einen Service mit Video-Call-Stationen an Bahnhöfen an. Deren Video-Reisezentrum in Brake etwa sei nicht behindertengerecht.

Meldung

Die Deutsche Bahn betreibt in Baden-Württemberg (55), Bayern (38) und Nordrhein-Westfalen (30) die meisten Video-Stationen. Bundesweit gibt es mittlerweile 143, weitere sollen folgen.